„An alle Innovatoren: Lassen Sie uns mit Technologien von morgen die Zukunft gestalten.“
Die Entdeckung von Phosphor, dem ersten chemischen Element überhaupt, Mitte des 17. Jahrhunderts, gilt als Geburtsstunde der modernen Chemie. Geschichte schreiben könnte jetzt auch der Lippeverband in Essen – mit der Entwicklung einer nachhaltigen Strategie zur Rückgewinnung des lebensnotwendigen Rohstoffs Phosphor aus Abwasser.
Als Lead Partner des europäischen Forschungsprojekts „Phos4You“ setzt der Lippeverband – gemeinsam mit der Emschergenossenschaft – ein Zeichen gegen die Verschwendung von Phosphor. Der Rohstoff ist – wenig bekannt – neben Kalzium der wichtigste Mineralstoff des Körpers. Phosphor sorgt dafür, dass unser Herz schlägt und dass unsere Ideen fliegen. Gleichzeitig ist das chemische Element als Hauptbestandteil von Düngemitteln aus der Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken, steht angesichts von Überdüngung allerdings auch in der Kritik. Gleichwohl ist Phosphor essentiell für die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln: Pflanzen brauchen es, um zu wachsen.
Die Ressource ist allerdings endlich: Seit 2014 steht Phosphatgestein auf der „Liste der kritischen Rohstoffe“ der EU. Und doch geht der Rohstoff am Ende der Nahrungskette einfach ins Abwasser über und mit dem Klärschlamm schlichtweg verloren.
Direkt-Dünger aus Asche
Gemeinsam mit zehn weiteren Partnern aus sieben europäischen Ländern will der Lippeverband in dem Projekt „Phos4You“ – gefördert von Interreg, dem Regionalprogramm der Europäischen Union zur Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit – nun insbesondere das Potenzial der Rückgewinnung des Rohstoffs aus häuslichem Abwasser bestmöglich ausschöpfen. Dabei wird untersucht, wie sich die Klärschlammasche der verbandseigenen Anlagen nach entsprechender Behandlung im industriellen Maßstab als Phosphordünger nutzen lässt. Im Fokus steht die Herstellung einer speziellen Asche, die direkt nach einer zweistufigen Verbrennung als Dünger verwertbar ist. Diese Innovation wird mit einer neuen Pilotanlage auf dem Technikum in Dinslaken gezeigt.
Allein in Nordwesteuropa wird das Rückgewinnungspotenzial von Phosphor auf 113.000 Tonnen pro Jahr geschätzt. Damit ließen sich rund ein Viertel des Bedarfs an Phosphatgestein ersetzen. Bislang wird der Rohstoff bis zu 100 Prozent importiert. Vielleicht heißt es aber bald schon: Phosphor „Made in NRW“.